UNICEF und der Plastikmüll in Indien
Die pulsierenden indischen Städte Rishikesh und Haridwar liegen an den Ufern des heiligen Flusses Ganges. Millionen von Gläubigen und Touristen strömen jedes Jahr in diese spirituellen Zentren. Doch hinter der Schönheit dieser Städte verbirgt sich ein wachsendes Problem – die Vermehrung von Plastikmüll.
Plastikmüll ist ein großes Problem in Indien, aber Rishikesh und Haridwar spüren seine Auswirkungen mehr als die meisten anderen Städte. Mit dem Wachsen der Stadtbevölkerung und der Tourismusindustrie wächst auch die Menge an Plastikmüll in diesen Städten. Ein großer Teil des Plastikmülls landet auf öffentlichen Mülldeponien oder im Fluss Ganges.
Laut einer UNICEF-Fallstudie über das Plastikproblem in Rishikesh und Haridwar besteht das Hauptproblem darin, dass die Menschen den Plastikmüll nicht von ihrem restlichen Abfall trennen. Tatsächlich verwenden 70 % der Haushalte in Haridwar und 90 % in Rishikesh eine einzige Mülltonne, um ihren gesamten Abfall zu entsorgen. Die Mülltrennung an der Quelle würde es den Müllsammlern ermöglichen, so viel Abfall wie möglich zu trennen und zu recyceln.
Um das Problem der vielen Plastikabfälle zu lösen, die in Rishikesh und Haridwar in die Umwelt gelangen, arbeitet ein Bündnis von Organisationen mit den städtischen Behörden in der Initiative Project Aviral zusammen.
Herausforderungen und Zusammenarbeit: Gemeinsam für ein sauberes Indien
Indien kämpft für den Erhalt einer sauberen Umwelt und eine effiziente Bewirtschaftung von festen und flüssigen Abfällen. Das Programm für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (englische Abkürzung: WASH) wurde unter anderem zur Bewältigung dieser Herausforderung eingerichtet. Lindström ist zusammen mit UNICEF Teil des Programms India WASH und trägt mit dem Projekt Aviral zur Förderung einer sauberen Umwelt und zur Verbesserung des Wohlergehens der Bevölkerung bei.
Das Projekt Aviral steht im Einklang mit der Swachh Bharat Mission („Sauberes Indien“) – dem Plan der indischen Regierung für eine bessere Abfallwirtschaft. UNICEF hilft bei dieser Mission, indem es die Planung unterstützt, Menschen in neuen Fähigkeiten schult und die Fortschritte überwacht. Im Jahr 2022 hat dieses Projekt dazu beigetragen, dass mehr als 4,4 Millionen Menschen in ihren Häusern eine Toilette haben. Darüber hinaus wurden fast 140.000 Dörfer von der offenen Defäkation befreit und mehr als 6.100 Ausbilder geschult, um das Bewusstsein für eine richtige Abfallentsorgung zu verbreiten.
Das Projekt Aviral ist auch mit der von UNICEF unterstützten Jal Jeevan Mission verknüpft, die sicherstellen soll, dass die Menschen in ländlichen Gebieten Zugang zu sauberem Wasser haben. Die Mission betont auch, wie wichtig es ist, dass Abfälle nicht in lebenswichtige Wasserquellen gelangen. Dank dieser Bemühungen haben nun 20 Millionen Menschen einen guten Zugang zu sauberem Wasser.
Im Rahmen der Initiative Project Aviral arbeitet UNICEF mit den lokalen Behörden und anderen wichtigen Gruppen in Rishikesh und Haridwar zusammen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die Systeme der Abfallbewirtschaftung zu verbessern und Einheimische und Touristen aufzuklären. Es wird großer Wert auf Mülltrennung und die Förderung einer abfallfreien Umwelt gelegt.
Es sind aber nicht nur die Erwachsenen in Rishikesh und Haridwar, die die Zukunft dieser pulsierenden Städte gestalten. Jede Altersgruppe versucht, auf ihre eigene Weise zu helfen.
Junge Champions in Rishikesh und Haridwar
In den Städten Rishikesh und Haridwar versuchen auch Kinder und Jugendliche bereits, etwas zu bewegen. Sie spielen eine wichtige Rolle für den Erfolg des Projekts Aviral.
So helfen zum Beispiel Schüler der DAV School in Haridwar in ihren Vierteln. Diese Schüler verstehen den Zusammenhang zwischen einer abfallfreien Umwelt und dem Wohlergehen der Gesellschaft. Sie organisieren Versammlungen und Aufräumaktionen, machen auf die Probleme der offenen Mülldeponien und des vermischten Mülls aufmerksam und rufen jeden zu einer Mitarbeit auf. Sie sorgen sich um die Gesundheit der Arbeiter, die Abfälle sammeln, und schützen die örtlichen Tiere wie Kühe, damit diese kein Plastik fressen.
Ein Schüler der DAV School sagte zu UNICEF:
„Wir sind sehr besorgt. All diese Abfälle werden über die Kanalisation in unseren geliebten Fluss Ganges geleitet. Wir haben gesehen, wie Kühe Plastiktüten mit Lebensmitteln gefressen haben. Wir wussten über diese Probleme Bescheid, aber wir wussten nicht, wie wir es allen sagen und sie darauf aufmerksam machen konnten. Da kam das Aviral-Team in unsere Schule. Sie brachten uns etwas über Abfallmanagement bei und zeigten uns, wie wir die Menschen davon überzeugen können, verantwortungsvoll mit ihrem Abfall umzugehen. Jetzt sind wir zuversichtlich, dass unsere Bemühungen den Menschen helfen werden zu verstehen, dass wir alle zusammenarbeiten müssen, um das Abfallproblem in unserer Stadt zu lösen.“
Diese jungen Umweltschützer beweisen, dass Bildung und jugendliches Engagement wirkungsvolle Instrumente für die Schaffung einer nachhaltigen Zukunft sind.
Unterstützung für vergessene Helden: Müllsammler
Jede saubere Stadt hat ihre Helden, die im Hintergrund arbeiten. In indischen Städten sind dies die inoffiziellen Müllsammler, die so genannten „Safai Mitr“. Die Safai Mitr gehen von Haus zu Haus und sammeln und sortieren den von den Bewohnern verursachten Abfall. Dies ist keine leichte Arbeit, aber sie ist lebenswichtig. Leider wird der von ihnen eingesammelte Abfall von den Haushalten in der Regel nicht getrennt, was ihre Arbeit riskant macht. So müssen sie auch mit Glasscherben, schmutzigen Hygieneartikeln und COVID-19-Einwegartikeln umgehen.
Die Teilnehmer des Projekts Aviral wissen, welch wichtige Rolle die Safai Mitr bei der Reduzierung von Plastikmüll in der Umwelt spielen. Deshalb haben sie Maßnahmen für die Sicherheit und Gesundheit dieser Arbeiter ergriffen. Sie organisieren Workshops und Zusammenkünfte zur medizinischen Aufklärung und erleichtern die Arbeit der Safai Mitr durch die Verbesserung der von ihnen verwendeten Ausrüstung. Außerdem stellen sie Schutzausrüstung wie Handschuhe, Gesichtsmasken und Schuhe für die Sicherheit der Arbeiter beim Umgang mit dem Abfall zur Verfügung.
Der Safai Mitr Vijay sagte zu UNICEF:
„Früher gaben uns die meisten Häuser gemischte Abfälle, und das war schwierig, weil wir alles sortieren mussten, um Plastik für den Verkauf zu finden. Das war gefährlich, und einige Kollegen verletzten sich. Jetzt wissen wir, wie wichtig die Mülltrennung ist, und wir sagen dies den Haushalten, die wir besuchen. Es gibt noch viel zu tun, um die Abfallbewirtschaftung zu verbessern, aber das ist ein guter Anfang.“
Gemeinsam eine gute Zukunft aufbauen
Das Projekt Aviral befördert die Abfallbewirtschaftung und die Reinhaltung der indischen Umwelt. Am ermutigendsten ist vielleicht, dass Kinder und Jugendliche dabei eine führende Rolle spielen. Sie tragen dazu bei, dass jedermann verantwortungsvoll mit seinem Abfall umgeht und dass die Müllsammler die nötige Unterstützung erhalten. Ihre Bemühungen zeigen, wie engagiert diese Gemeinschaften sind, und geben Anlass zur Hoffnung auf eine Zukunft, in der eine verantwortungsvolle Abfallwirtschaft eine gemeinsame Verpflichtung ist.