Führer zum Thema: Kreislaufwirtschaft

Ziel der Kreislaufwirtschaft ist die Steigerung der Umweltqualität und des Menschenlebens durch die Steigerung der Produktionseffektivität. Was bedeutet dies in der Realität? Nutzung von Materialeinsparungen, Wiederverwertung, Reparaturen und vieles Weitere. Auf welchen Prinzipien funktioniert die Kreislaufwirtschaft? Und warum sollte sie jede Firma interessieren?

Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft

Das Konzept der Kreislaufwirtschaft ist als Reaktion auf den gegenwärtigen linearen Charakter der Materialflüsse entstanden. Die primären Rohstoffe, wie Rohöl, Metalle und Bäume, werden abgebaut, in Produkte umgewandelt und wenn ihre Lebensdauer endet, enden sie auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen. Die Situation wird auch durch die Tatsache verschlechtert, dass die Lebensdauer von bis zu 95 % der Produkte bereits nach 6 Monaten nach dem Kauf endet.

Die Kreislaufwirtschaft kämpft eben gegen diesen Trend und wird oft als abfallloses Konzept definiert. Nach dem Vorbild natürlicher Ökosysteme ist sie ein geschlossener Materialfluss in funktionellen und nicht endenden Zyklen, mit Energien aus erneuerbaren und nachhaltigen Quellen mit nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen.

Zu den realen Zielen der nachhaltigen Entwicklung gehört die Suche nach Einsparungen bei der Menge der notwendigen Materialien ohne Einfluss auf die Qualität des Produktes, die effektive Nutzung der Materialien bei der Produktion, ohne große Abfälle und Reste, die Wiederverwertung von Materialien zur Herstellung anderer Güter oder die Bemühung beschädigte Produkte zu reparieren.

Einige Fachleute sehen im Konzept der Kreislaufwirtschaft den einzigen Weg um die Ziele der nachhaltigen Entwicklung zu erfüllen, denen es im Grunde genommen darum geht die Grundbedürfnisse der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen unter der Beibehaltung der natürlichen Funktion des Ökosystems zu befriedigen. Die Kreislaufwirtschaft ist gegenwärtig ein Teil der Politik der Europäischen Union, die die dauerhafte Nachhaltigkeit fördert.

Die Kreislaufwirtschaft als Gelegenheit für Firmen

Das Interesse der Firmen an der Kreislaufwirtschaft steigt ständig und hat fast schon globale Ausmaße. Firmen in Europa und auf der ganzen Welt versuchen schrittweise innovative Technologien zu applizieren, die es ermöglichen Produkte und Materialien nach dem Ende ihrer Lebensdauer wieder zu verwenden oder energetisch weiter zu verwenden.

Wie Soňa Jonášová, Direktorin des Instituts für Kreislaufwirtschaft und bekannteste Person zum Thema dieser Problematik in der Tschechischen Republik, im Gespräch für das Südmährische Innovationszentrum anführt: „Die Kreislaufwirtschaft hat für Firmen ein großes Handelspotential.“ Laut Jonášová können Firmen ihre Kosten für den Kauf von Materialien senken und sich so von den Veränderungen am Weltmarkt unabhängiger machen, wenn sie die Mülltrennung als Quelle ansehen werden und diese wiederholt anwenden.

Sie weist auch auf ein starkes Interesse der Öffentlichkeit hin, die sich dafür interessiert ob sich einzelne Firmen umweltbewusst verhalten. Firmen mit einer eingeführten Kreislaufwirtschaft können sich so einen Stamm mit loyalen Kunden anlegen.

Einige Firmenprojekte aus dem Bereich der Kreislaufwirtschaft können durch Förderungen aus europäischen Fonds finanziert werden. Die Bedingung für eine solche Förderung ist die sogenannte Nachhaltigkeit des Projektes, also die Aufrechterhaltung der Ausgänge und Ergebnisse des Projektes in der Regel für die Dauer von 5 Jahren ab Fertigstellung der Realisierung.

7 Schritte zu einem dauerhaft nachhaltigen Unternehmen

Im Unternehmensbereich ist die dauerhaft nachhaltige Entwicklung ein Trend, der unumgänglich ist. Wir können natürliche Ressourcen nicht unendlich nutzen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Legislative so streng sein wird, dass sie für nicht ökologische Betriebe das Ende bedeutet.

Dazu kommt noch der Umstand der noch nie dagewesenen Wirtschaftskrise, die als Folge der Covid-19-Pandemie eingetreten ist. Diese Krise hat viele Branchen lahmgelegt, verlangsamt und sogar völlig zerstört, die jetzt nach neuen Möglichkeiten suchen, wobei der Verbraucher nicht mehr nur ein hungriger Konsument, sondern ein bewusster Verbraucher ist.

Die Zukunft gehört zweifellos dauerhaft nachhaltigen Unternehmen, weshalb Firmen nicht lange über eine Änderung des Businessmodells nachdenken sollten. es gibt gleich mehrere Schritte, in die es sich auf jeden Fall auszahlt so bald wie möglich zu investieren:

• Nutzen Sie erneuerbare Ressourcen. Wenn es nur ein wenig möglich ist, eliminieren Sie in Ihrem Betrieb fossile Brennstoffe und daraus hergestellte Energien. Denken Sie über die Investition in eigene Photovoltaikpaneele oder andere eigenständige Energiequellen nach. Sparen Sie Energie und verwenden Sie sparende Technologien.
• Seien Sie lokal. In den Jahren nach der Revolution hat die hiesige Wirtschaft den Zauber der billigen Arbeitskraft in Asien entdeckt. Aber diese billige Arbeitskraft ist viel teurer, als sie scheint. Unethischer Umgang mit den Arbeitnehmern, keine ökologischen Standards, geringe Produktqualität und CO2 Abdruck während des Transportes – das und vieles Mehr sollte Sie davon überzeugen lokale Ressourcen zu nutzen.
• Setzen Sie auf die höchstmögliche Qualität. Höhere Qualität bedeutet geringere Anforderungen an die Quantität der Produktion, ohne Gewinnverlust. Glauben Sie, Menschen zahlen gerne mehr für ein Produkt, das länger und besser hält. Billige und minderwertige Produkte schädigen noch dazu Ihren Ruf.
• Verlängern Sie den Lebenszyklus von Produkten. Denken Sie darüber nach, wie Sie die Lebensdauer Ihrer Produkte verlängern können. Sorgen Sie dafür, dass diese repariert werden können und dass es Ersatzteile für sie gibt.
• Teilen Sie. Der Trend der jetzigen Zeit ist der Minimalismus. Die Menschen wollen nicht mehr alles besitzen, im Gegenteil Sie schätzen die Möglichkeit Dinge jederzeit zur Verfügung zu haben. Stellen Sie zum Beispiel Werkzeuge her? Durch die Vermietung befriedigen Sie viel mehr Kunden, Sie senken die Produktion und verdienen noch daran.
• Recyceln und Upcyceln. Machen Sie aus der ausgefeilten Abfallwirtschaft eine neue Firmenstrategie. Suchen Sie nach neuen Einsatzmöglichkeiten für Ihre Produkte, die ihren ursprünglichen Zweck verloren haben. Und klar – stellen Sie nur recycelbare Produkte her. Vergessen Sie nicht, getrennter Müll ist eine Ressource. Eliminieren Sie bei der Produktion alle Produkte, die nicht ordentlich getrennt werden können und vergessen Sie lieber auf alle Einwegkunststoffe. Wussten Sie, dass zum Beispiel auch Wärme, die bei der Produktion entsteht, ein Abfallstoff ist? Nutzen Sie sie!
• Innovationen. Das alles gibt es selbstverständlich nicht umsonst. Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft wird Sie viel Zeit, Kraft und Investitionen kosten. Aber jede Innovation in Richtung eines höheren ökologischen Standards zahlt sich mehrfach aus. Bilden Sie sich und Ihre Mitarbeiter weiter aus und suchen Sie nach neuen Möglichkeiten im Bereich der Digitalisierung.

Die dauerhaft nachhaltige Entwicklung bringt Firmen eine Reihe von Vorteilen

Die Kreislaufwirtschaft ist nicht nur ein Modetrend, sondern eine langfristige Strategie, die sich für Firmen wirklich auszahlt. Neben den Vorteilen für den Planeten und zukünftige Generationen bringt sie Unternehmen auch viele finanzielle Vorteile:

• Senkung der Betriebskosten: Nachhaltige Lösungen, wie eigene grüne Energiequellen oder Miete von Arbeitskleidung, senken die Betriebskosten enorm. So sparen Firmen durch die Miete der Arbeitskleidung von Lindström im Durchschnitt 33-55 % an Kosten für Energien, Wasser und Waschmittel.
• Recycling von Abfällen, Upcycling und Reparaturen: Die Wiederverwertung von gebrauchten Produkten senkt nicht nur die Menge des produzierten Abfalls, sondern minimiert auch den Bedarf nach neuen Produkten.
• Personalkosten: Kluge Lösungen, der Einsatz moderner Technologien und das Outsourcing von nachhaltigen Dienstleistungen senken die Personalkosten von Firmen enorm.
• Effektives Marketing: Verbraucher suchen immer öfter nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen. Gegenwärtig ist die Nachhaltigkeit eine der effektivsten Marketingstrategien.
• Zufriedenheit der Arbeitnehmer: Nicht nur Verbraucher, sondern auch Arbeitnehmer erwarten von Firmen eine verantwortungsvolle und aktive Herangehensweise an den Umweltschutz. In einer Zeit, in der die meisten Arbeitgeber mit einem Arbeitskräftemangel kämpfen ist es wichtig neue Arbeitnehmer anzulocken und diese zu halten. Die Nachhaltigkeit spricht insbesondere junge aussichtsreiche Menschen an, die für Firmen oftmals den größten Beitrag leisten.

Unternehmensbeispiele mit Kreislaufwirtschaft

Gewinne aufgrund der Kreislaufwirtschaft sind jedoch nicht nur eine Theorie, sie sind bei vielen Firmen real und können nachgewiesen werden. Der französische Autohersteller Renault konnte seine Kosten für Energien und Wasser bei der Reparatur und durch die darauffolgenden Wiederverwertung alter Autoteile anstatt neue Teile herzustellen um bis zu 85 % senken. Dadurch konnte er die Produktpreise um 30–50 % senken, was selbstverständlich die Nachfrage geseigert hat.

Ein interessantes Beispiel ist auch ein Hotel auf einer Farm in Choťovice, dessen Besitzer – Bauer und Bürgermeister der Nachbargemeinde – die Trennung und Sammlung von Biomüll eingeführt hat, wobei dieser direkt vor Ort kompostiert wird. Dabei handelt es sich um ein Beispiel der Kreislaufwirtschaft, die auf der Zusammenarbeit der Gemeinde, der Bauern und der Firma aufgebaut ist. Die Farm ist aus Sicht der Energie völlig eigenständig, sie nutzt auch CNG und errichtet Wärmeleitungen in der Umgebung.

Nachhaltigkeit bei Lindström

Auch die Firma Lindström bedient sich der Kreislaufwirtschaft, nämlich aufgrund der Wiederverwendung und Reparatur gebrauchter Arbeitskleidung und indem man die Miete der Kleidung dem Kauf vorzieht.

Das Prinzip der Miete von Arbeitskleidung bei Lindström ist einfach: Unsere Firma entwirft für ihre Klienten Kollektionen mit Arbeitskleidung, die genau den hygienischen Normen und Sicherheitsnormen der jeweiligen Branche entsprechen. Die Kleidung wird danach regelmäßig hygienisch gereinigt, gewaschen und so repariert, damit diese nicht vorzeitig auf Deponien endet. Wenn die Kleidung nicht mehr repariert werden kann, recyceln wir die Textilien und stellen neue Produkte draus her (z.B. Geschirrtücher). Wenn die Kleidung in Ordnung ist, der Arbeitnehmer jedoch seine Stelle kündigt, stellt Lindström diese Kleidung einem anderen Klienten zur Verfügung.

Das Ergebnis ist praktisch kein Abfall und deutliche Energieeinsparungen, weil die Kleidung im Großen industriell gereinigt wird.

Die Nachhaltigkeit ist für uns sehr wichtig. Lesen Sie den Bericht SUSTAINABILITY REPORT 2019 – Nachhaltigkeitsbericht in englischer Sprache.

Die neueste Dienstleistung von Lindström ist zum Beispiel die Vermietung von Schutzmasken. In Finnland ist das Konzept der wiederverwendbaren Einkaufstasche sehr beliebt. Die Einkaufstaschen werden aus Restmaterial hergestellt, das bei der Herstellung von festen Arbeitshosen entsteht. Die Tasche kann wiederverwendet werden und hat eine minimale Lebensdauer von 4 Jahren.

Wenn der Kunde mit der Gestaltung der Tasche nicht zufrieden ist oder sie beschädigt wird, kann er sie in das Geschäft bringen und gegen eine neue tauschen. Lindström kümmert sich sowohl um die Lieferung der Taschen (einschließlich Aufdruck nach Kundenwunsch), als auch um die Reinigung und Reparatur der Taschen.

Das neue Europäische Grüne Abkommen umfasst die Kreislaufwirtschaft
Das Interesse an der Kreislaufwirtschaft steigt auch in Anbindung an die vorbereitete neue Legislative in diesem Bereich. Gegenwärtig bereitet das Umweltministerium das Konzept Zirkulierendes Tschechien 2040 vor, das viele Unternehmensaspekte beeinflussen wird.

Die Europäische Kommission hat auch unlängst das erwartete Europäische Grüne Abkommen vorgestellt, das auch die Kreislaufwirtschaft auf dem Plan hat. Der neue Aktionsplan für diesen Bereich sollte im März 2020 als ein Bestandteil der umfangreichen Industriestrategie der Europäischen Union fertig sein.

Der Plan sollte die Vorschriften für einen nachhaltigen Produktionsprozess enthalten, wobei dieser auf die Möglichkeit des Recyclings und der Wiederverwertung von Materialien und Produkten und die stark verschmutzende Industrie, wie zum Beispiel auf die Stahl- und Textilindustrie ausgerichtet sein wird, die unter größerer Aufsicht stehen werden.